Karl Schneider

Unsere Erinnerung an Karl Schneider

Karl ist in den 80er Jahren in die SP Uetikon eingetreten, nachdem er schon lange in Zürich SP – Mitglied war. Den Ausschlag gab die Beteiligung an einem Projekt, das eine kleine Gruppe zu Planung der Scheug, dem Gebiet westlich des Grossdorfs, dem Gemeinderat einreichte. Ohne etwas zu
erreichen, war es eine kreative Arbeit, die Spass machte und Karl, Urs Rickenbach und Erich Stark
zusammenbrachte. Das war für Karl sicher typisch: er war der aktive, kreative, der etwas Konkretes in
Angriff nahm, auch wenn die Aussicht auf Erfolg, nicht sehr gross war.
In diesem Sinn hat er später, als langjähriger Präsident der SP, x Wahlkämpfe geführt und die
Unterlagen bereit gestellt, Fotos der KandidatInnen gemacht, Flyer gedruckt und verteilt, Plakate
aufgehängt und den Wahlerfolg bei einem Glas Rotwein begossen.
Zum Präsidenten der Ortssektion wurde er, weil man ihm sagte, unter den Vorstandsmitgliedern müsse sich einer als Adresse für die Gemeinde zu Verfügung stellen – und da er dazu ja sagte, war er dann der „Präsident“. Was uns an Karl immer Eindruck machte: Wie er selbst grössten Einsatz leistete und andere unaufdringlich ermunterte mitzuziehen. Man hat ihn nie laut erlebt, aber wach und manchmal fast schelmisch. So bescheiden sein Auftritt auch war, er hat seine Stärken und Möglichkeiten gut gekannt und auch einzusetzen gewusst.
Zu seinen eigenen Wahlkämpfen: Er hat zwei, drei Mal versucht, vom Gemeinderat in die
Baukommission gewählt zu werden, mit einem eindrucksvollen Dossier seiner Tätigkeiten als
Innenarchitekt, Ausstellungsgestalter an der Grün 80, als Mitarbeiter von Max Bill und als Lehrer an
der damaligen Kunstgewerbeschule – vergebliche Mühe. Der Gemeinderat hatte es vorgezogen, die
Kandidaten der eigenen Parteifarbe zu wählen, auch wenn – wie ein FDP – Gemeinderat einmal
verlauten liess – daraus eine schlechte Baukommission resultierte. Eine politische Usanz, die nur
durch kleinere Phasen grösserer Einsicht unterbrochen wurde. Karl liess sich nicht abschrecken und
als er dann doch gewählt wurde, hat er sein Amt als Mitglied der Baukommission bis in seine letzten
Tage vorbildlich wahrgenommen, immer vorbereitet durch einen Augenschein am Objekt und mit
einem schriftlichen Exposé. Daneben hat er lange Jahre die Kontrolle der Zivilschutz – Anlagen
durchgeführt und konnte immer eine Story von einem ehemaligen Chef erzählen, der da an die
Zivilschutzsitzungen mit Hut und Pistole anrückte.
Am meisten in Erinnerung bleiben wird den Uetiker Karl als der eigentliche Gründer und Schöpfer des
Uetiker Museums. Als der damalige Gemeindepräsident Nünlist die Gründung eines Museum ins
Auge fasste, war Karl Mitglied der federführenden Kultur – Arbeitsgruppe. Ihm war von Anfang an klar,
dass es sich um ein „Papier“ – Museum mit wechselnden Ausstellungen und nicht um eines mit einer
Dauerausstellung handeln musste. Dies wird einmal besucht, dann weiss man es – und die Räumlichkeiten, damals im ersten Stock des alten „Freischütz“, waren dafür auch nicht geeignet. Nun war das ein toller Plan und Fritz Nünlist hat für die Räumlichkeiten und die Finanzen gesorgt. Aber wer würde laufend neue Ausstellungen zu Gemeindethemen machen? Da war Karl wirklich der einmalige Glücksfall, der das übernahm und mit einer kleinen Gruppe, mit Theo Wyler, Erich Stark,
Ursina Lenz – und auch mit seiner Frau Rita – das Ganze auf die Beine stellte, die Ausstellungsobjekte suchte, Bilder hängte und ein Textbüchlein dazu herausgab. Das wird auch heute noch so gehalten. Der Erfolg war über Erwarten, das Museum ist eine Institution, der Verein hat viele Mitglieder – und der
Motor des Ganzen war Karl.
Wer mit ihm zusammengearbeitet hat, wird die Schaffenskraft, die Zuverlässigkeit und nicht zuletzt
auch die graphische Schönheit seiner vielen Werke immer schätzen. Dabei war Karl bescheiden, –
wie es sich für langjährige SPler gehört, voll stiller Resignation, aber unermüdlich. Mit 70 hat er einmal festgestellt, als er zur Kontrolle der Augen aufgeboten wurde, dass er jetzt „ein Greis“ sei. Er war alles andere. Er blieb bis zum Schluss jung, voller unbeschwerter Freude am Schaffen.